In Fotoalben halten wir Stationen unseres Lebens fest. Es suggeriert: „So war es!“ Aber war es so? Wer seine Lebensgeschichte erzählt, erfindet, schönt und interpretiert. Eine Leerstelle im Album wirft Fragen auf. Was ist es, was man nicht zeigen will?
Burgi Kühnemann erfindet ganze Fotoalben. Jedes einzelne Bild handgemalt, kitschige Idylle der 1930er Jahre und dann plötzlich Leerstellen, wo man 1945 besser unangenehme Erinnerungen zu kaschieren versuchte. Die Nazizeit der Dreißiger Jahre, die Zeit in die sie hineingeboren wurde, wird von der Kühnemann vielfach thematisiert und ironisch gebrochen. Mit sicherer Hand und bösem Humor degradiert Burgi Kühnemann in ihren Alben die Herren- zur Herrchenrasse.

Oft sind es auf Flohmärkten und im Antiquariat gekauft Alben und Bücher, die sie übermalt und übertextet. Manchmal bleibt nur ein Hintergrund, gleich einer Tapete stehen, dann wieder integriert sie Fotos in ihre Bilder.  So geschehen bei der Übermalung von Willy Zielkes „Einführung in die Akt-Fotografie“. Die fotografierten Akte des einstigen Kameramanns bei Leni Riefenstahls Olympia-Film sind nun eingebettet in Farbe und stets ist ihnen ein Hund gegenübergestellt. Hier wird lächerlich gemacht, wo Ästhetiken der 1930er und 1940er Jahre überdauern konnten, in Hoffnung einer späten Würdigung.

Überhaupt ist die Künstlerin auf den Hund gekommen. Hundebücher, Hundebilder, Thomas Mann mit Hund, Hunde mit Heine-Zitaten, Familienbild mit Hund oder einer Serie kleinformatig gemalter „Achtung vor dem bissigen Hund“-Schilder.

Gefunden: „Glück. Gemälde und Alben der Burgi Kühnemann“ im Museum für Angewandte Kunst Frankfurt

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