Educamp Ilmenau, Foto: Tine NowakDie Sonne scheint, der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite und man mag kaum in das Universitätsgebäude zurückkehren, sondern lieber hinaus in die Natur, auf den Goethewanderweg oder in den Wald Pilze sammeln. Aber drinnen locken spannende Sessions. Wir teilen uns auf. Ines Kadler Neuhausen geht zu „Akademie 2.0“ (zum Etherpad hier) und Andreas Rickert-Lützen und ich gehen zur „Podcast“-Session von Guido Brombach.

13 Uhr
Podcasts (Session-Etherpad)
Educamp Ilmenau Podcast-Session, Foto: Tine NowakGuido Brombach spricht über Podcast-Produktion und zeigt dazu das Blog BILDUNG – ZUKUNFT – TECHNIK, das von Felix Schaumburg und ihm betrieben wird. (Hier bricht leider der Akku meines Laptops ab, wird später nachgetragen). Guido Brombach gibt seine Erfahrungen weiter, welche Programme sich für eine semiprofessionelle Podcast-Produktion eignen. Soundcloud wäre machbar, da man Kapitelmarken setzen könne. Nachteil sei jedoch, dass nur 2 Stunden Audiomaterial produziert werden könne, dann müsse man zahlen und dies könne schnell teuer werden. Audioboo sei auch ok, allerdings nur für kurze Stücke bis 5 Minuten Länge geeignet. Er empfiehlt dezidiert Instacast und Auphonic als Programme, auch Audacity sei weiterhin eine Option.

Zum Runterladen (Torrent) nennt er Bitlove und Feedburner als Möglichkeiten. Für das Blogsystem WordPress gäbe es zwei empfehlenswerte Podcast Plug-Ins: Powerpress und Podpress. Guido Brombach und Felix Schaumburg machen auf Nachfragen der Teilgeber/innen deutlich, dass sich die Ratschläge weniger für Kurzzeit- und und Kleinprojekte eignen würden, etwa für Projektarbeit mit Schüler/innen, hierfür wären andere Programme deutlich besser geeignet.

Meine nächste Session findet im Raum „Eselsbrücke“ statt und siehe da: hier gibt es Strom. Also Laptop angeschlossen zum Auftanken und zurück ins Blog.

14 Uhr
Selbstständiges Lernen
Norbert Hillebrecht ist Lehrer bei der Stadtteilschule Niendorf. Die Session beginnt er mit einem Zitat eines Schülers und der Hoffnung auf spätere Diskussion hierzu, denn seine Schüler sagen durchaus: „Ihr Unterricht ist mir zu Internet-lastig“. Er stellt zunächst kurz seinen digitalen Klassenraum bei Schulcommsy.de vor. Seine Schüler/innen bekommen keine Hausaufgaben, sondern erarbeiten Arbeitsblätter und Material. Er sieht sich weniger als Lehrer, sondern vermehrt als Lernbegleiter. Das Wort Unterricht benutzt er am liebsten gar nicht mehr, das steht für ihn für klassischen Frontal-Unterricht, er spricht lieber von Lernsituationen. Das funktioniere nicht ohne Probleme. Unser Schulsystem produziere reproduzierende Schüler, so Hillebrecht. Die Schüler/innen seien dadurch von selbstständigen Unterrichtsformen erstmal überfordert, da sie in ihrer Schulkarriere auf traditionellen Unterricht konditioniert seien. Es geht ihm um die Entwicklung von jungen selbstständigen Erwachsenen, die könne er nicht produzieren, aber begleiten. Bei der Sessionrunde sind Lehrer/innen verschiedener Schulformen anwesend und insbesondere die Durchführbarkeit eines solch „freien“ Arbeitens wird in der Diskussion aufgegriffen und durchaus mit viel Skepsis erörtert. Hillebrecht kehrt zurück zum Schulcommsy-Klassenraum und zeigt ein Wiki, welches er dort mit Schüler/innen benutzt. Die Schüler/innen können dort Wikitexte schreiben und üben u.a. korrekte Quellenangaben zu machen. Er arbeitet zudem mit einem Blog, in dem Schüler/innen zu Hamburgs Stadtteilen Texte schreiben.
Barcamp Ilmenau, Foto: Tine NowakDas Blog „Mensch in einer Welt“ (Link, jedoch nicht sichtbar) erzeugt Diskussion. Zuerst ist noch nicht klar, dass das Blog nicht öffentlich ist. Die Gefahr von Abmahnungen wird erörtert, wobei die Meinungen hierzu weit auseinander gehen. Da Abmahnungen mit hohen Kosten verbunden sein können, wird von von manchen der Sessionrunde nur ein ganz stark kontrolliertes Publizieren empfohlen – wenn denn überhaupt öffentlich und nicht nur in der geschlossenen Online-Community. Von der anderen Seite wird eingeworfen, dass zuviel Kontrolle die Motivation der bloggenden Schüler/innen mindert. Mit einem Exkurs zu Facebook bleibt die Urheberdebatte in der Session lebendig, so dass Hillebrand nicht wieder den Bogen zum selbstständigen Lernen schlagen kann. Der Wunsch freies Publizieren im Netz zu Üben und daraus resultierende Möglichkeiten zum (ungewollten) Rechtsverstoß sind derzeit Hürden, die für die Medienbildung dringend geklärt werden müssen, damit man die kreativen Potentiale der Medienpraxis für Bildung vollends ausschöpfen kann.

15.30 Uhr
Etherpads @Hochschule
Barcamp Ilmenau Etherpad-Session, Foto: Tine NowakEtherpads wurden von Gregory Grund bei den Erziehungswissenschaften der Universität Frankfurt als Unterrichtswerkzeug eingesetzt. Der Einsatz lief mit technischer Unterstützung des studiumdigitale und auf den Servern des Hochschulrechenzentrums der Goethe Universität Frankfurt. Die Studierenden waren real im Raum der Universität anwesend und schrieben synchron im Web Notizen in die extra eröffnete Webseite des Etherpads. Die Seminargruppe war recht groß (ca. 80 Studierende) und das Etherpad für die große Gruppe offen (vgl. Openetherpad mit max. 16 Teilnehmer/innen). Sehr intensiv sei parallel der Chat genutzt worden, vergleichbar mit dem Flüstern und Wispern, welches es sonst im realen Raum von großen Seminaren und Vorlesungen auch gibt. In der Sessionrunde kam dann auch Feedback hinsichtlich der Langlebigkeit und zur Löschung der Etherpad-Inhalte. Man solle bedenken, dass durch die Versionierung alle (auch gelöschte) Notizen erhalten blieben. Etherpads sollten deshalb idealerweise als Wegwerf-Werkzeug-Tools begriffen werden, die Daten solle man sichern und z.B. als Blogpost aufbereiten, damit die Studierenden langfristig auf die Daten zugreifen könnten. Gregory Grund sah hingegen bisher genau die Langlebigkeit des Etherpads mit seinen Inhalten als Vorteil, so dass die Studierenden auch am Semesterende nochmal auf alle Inhalte des Seminars zugreifen konnten. Ein medienpädagogosches Setting und eine Evaluation finden sich in seinem Blog.
Brainstorming/ Ideen zur Verbesserung der Etherpad-Praxis:
– Leitfäden für Protokolle auf Etherpads erstellen/ausgeben (bzw. ins Etherpad einfügen).
– Struktur im Etherpad vorgeben (z.B. Inhaltsblöcke)
– Gruppen zur Padbespielung fest benennen (ca. 4 Personen)

Hier endete der Tag für uns. Während es noch zwei weitere Sessions und Eduhacks im Angebot des Educamps gab, waren wir schon wieder unterwegs und sind aber gespannt auf morgen.

Educamp auf der grünen Wiese – Teil 1
Educamp auf der grünen Wiese – Teil 3

(Zuerst veröffentlicht auf: SoMeBildungsblog)

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