Zurück in Ilmenau. Wieder Sonne, wieder Herbstwald und grüne Hügel. Der Campus der TU Ilmenau ist verwaist, denn die meisten haben sich schon auf die Sessionräume verteilt als wir ankommen. Wir sind etwas zu spät und nur noch zu Zweit. Ines Kadler-Neuhausen bleibt derweil im Foyer und mischt sich unter die Educamper/innen im Foyer, um sich auszutauschen. Mein Ziel ist der Raum „Geistesblitz“.
10.30 Uhr
Visuelle Medien, Conceptboards, Tablets, Smartboards
(Etherpad-Doku)
Christian Schröder von Conceptboard stellt das browserbasierte Tool vor, welches sich zum kolaborativen Arbeiten in Gruppen eignen soll. Warum solle man aber diese andere Software nutzen, wenn man schon Smartboards in der Schule habe, lautet eine Frage aus der Sessionrunde. Schröder antwortet, dass sich Conceptboard insbesondere zum Weiterarbeiten Zuhause eigne. Dies nimmt ein TeilnehmerTeilgeber aus der Sessionrunde auf, er sähe den Vorteil auch darin, dass das Conceptboard wohl auch plattformübergreifend genutzt werden könne. Bei dem letzten Educamp habe es die „Bring your own Decvice“-Debatte gegeben, so Schröder, die es bei diesem Educamp bisher gar nicht mehr aufkam, genau hier siedele sich jedoch das Conceptboard an. Eine Lehrerin aus der Runde hat Conceptboard schon benutzt und bestätigt, dass gerade die Weiterbearbeitung außerhalb der Schule sehr gut genutzt worden sei. Könne man mit dem Tool nur online arbeiten oder wären auch Offline-Anwendungen möglich, so eine Frage der Sessionrunde. Derzeit ist das nicht möglich und Christian Schröder glaubt nicht, dass Schulen derzeit in größerer Zahl in der Lage wären eigene Concept-Server zu hosten.
11.30 Uhr
Bildung braucht Ermutigung
(Etherpad zur Session)
Corinna Lammert ist Lehrerin an einer staatlichen Schule in Niedersachsen und zudem Ermutigungstrainerin. Das Prinzip der Ermutigung stammt von Alfred Adler.
Ermutigung ist eine Haltung, im Menschen das Positive zu sehen. (Alfred Adler)
Man ist zunächst nicht in einer Session gestrandet, sondern plötzlich auf einer Insel. Alle Session-Teilnehmer/innenTeilgeber/innen sollen sich überlegen, was ihre Eigenschaft wären, um das Überleben der Gruppe auf einer einsamen Insel zu sichern. Die Bewusstmachung von eigenen Qualitäten sei die Basis der Ermutigungspädagogik, so Corinna Lammert. Nachdem sie die Haltung der Ermutigung kurz zusammengefasst hat und Beispiele von Ihren Schüler/innen erzählt hat, öffnet sie die Diskussion in die Gruppe, da ihr die politische Debatte um diesen Ansatz für Bildung wichtig ist. Ines Kadler-Neuhausen berichtet, dass eine Erfahrung aus Ihrer Arbeit mit Studierenden der sozialen Arbeit sei, dass der Einstieg ins Lernen besonders gut über persönliche Geschichte funktioniere, dies gelte jedoch nicht nur für die Hochschule, sondern auch für für die Schulen und unterschiedliche Fächer. Eine Teilnehmerin aus der außerschulischen Bildung merkt an, dass es ja schon verschiedene Methoden gäbe, die erprobt sind und funktionieren, und sie sei oft erstaunt, wenn sie mit Lehrer/innen zusammenkommt, die diese nicht kennen. Ermutigung könne auch unbequem werden, so Lammert. Denn man müsse bei sich selbst anfangen und könne dies nur weitergeben. Es käme niemand, der einem von Oben ermutige. Erst ermutige man sich selbst und dann vielleicht die Lehrerkolleg/innen, indem man weitergeben kann, was man an deren Unterricht schätze und gut fände. Zum Ende der Session benennt Corinna Lammert drei Lebensaufgaben (nach Adler): Liebe – Arbeit – Gemeinschaft. Ein Feedback der Runde: „Mir hat die Session mein Leben gerettet, es ist die erste Session, in der ich das Gefühl habe, hiermit komme ich weiter.“
,@lammatini: „Ich warte nicht, bis sich das System ändert“ #ecil12 #Ermutigung #ilike
— Jörg Lohrer (@empeiria) Oktober 21, 2012
Schülern das Gefühl geben: so wie du bist, bist du gut genug #Ermutigung #ecil12 (ms)
— ZUM-Team (@ZUMTeam) Oktober 21, 2012
#Ermutigung ist nicht „wohlig-warm“, sondern unbequem und anstrengend. Es geht nämlich darum, selbst ins Tun/Gestalten zu kommen. #ecil12
— lammatini (@lammatini) Oktober 21, 2012
Literaturempfehlung von Corinna Lammert am Ende:
– Theo Schönacker: Kunst als Familie zu leben.
– Theo Schönacker: Erfolg in der Schule
Videointerview im Anschluss an die Session (von EducampTV)
Weitere Rückmeldungen:
– Florentina Sauerbach beschreibt ihren Eindruck der Session im Blog „Die letzten Meter“
13:30 Uhr
Was brauchen wir zum Lernen (Miniworkshop)
Kaum im Raum erklärt
Martin Butz, dass es weniger um Lerntheorien ginge, sondern um subjektive Ansätze. Seine Idee der Session sei, dass wir gemeinsam fragen: „Was funktioniert denn? Was funktioniert gut? Was können wir machen?“. Der allererste Schritt hierzu ist, dass jede/r im Raum sich eine/n Gesprächspartner/in sucht und man sich gegenseitig berichtet: „Wann hast Du das letzte Mal was gelernt, wie hast du das gemacht?“
Martin Butz meint, jeder solle ein Konzept für sich selbst haben, was Lernen ist. Das gegenseitige Erzählen impliziere, dass man zuhöre. Das Zuhören führe zur Wertschätzung des Anderen.
Was braucht man zum Lernen/ Wie kann man lernen (Tafelbild):
Eselsbrücken, Gehirn, Lehrerfehler, Problem, Interesse, Frage, Spannendes, Zeit, Freiraum, Muße, Spazierengehen gehen, Schlaf (Kopfkissen), Eigensinn, Trotz, Ehrgeiz, Ausprobieren, Mut, Akzeptanz, Fehler, Probe, Sparringpartner, Bilder, im Kopf, Reale Bilder, Schriftbild, eigene Ziele, Zufälle, Alter, Zutrauen, Druck, Erfolg
So viele Anreize zum Lernen gibt es allein in der Sessionrunde. Nicht anders sähe es in den Schulklassen aus, so Butz. Es sei ein Wunder, dass mit den standardisierten Lernszenarien überhaupt Schüler/innen lernen könnten. Später meldet sich ein Session-TeilnehmerTeilgeber, der selbst noch Schüler ist und meint, in der Schule böten sich ihm keine der Möglichkeiten, wie im Tafelbild gesammelt. Lernen würde er dennoch, sogar gerne. Also kommt nun auch das Wort „Druck“ zur Tafel, auch wenn es nicht als bester Lernanreiz erscheint.
Session „Lernen“. Wir brauchen alle etwas total ANDERES zum guten Lernen. Konsequenz: Unterricht so arrangieren, dass das möglich. #ecil12
— lammatini (@lammatini) Oktober 21, 2012
Educamp auf der grünen Wiese – Teil 2
Educamp auf der grünen Wiese – Teil 1
(Zuerst veröffentlicht auf: SoMeBildungsblog)