Daheim ist es immer am Schönsten, so erkannte schon Dorothy im Zauberer von Oz. Und sprach: „Home is, where your heart is“, schlug dreimal ihre roten Schuhe aneinander und konnte zurück nach Hause. Aber was bitte ist dieses „Daheim“ oder „Zuhause“? Ist es der Ort, wo man aufgewachsen ist? Ist es der Ort, an dem man aktuell wohnt? Oder der Ort, zu dem es einen hinzieht. Der Ort, nach dem man sich sehnt?
Gestern, zu Besuch bei meinen Eltern. Im nachbarlichen Döner-Imbiss wurde ich sofort gefragt, wie es meinem Vater ginge. Dabei war ich seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Ist vielleicht Heimat, der Ort, wo man dich kennt, an wiedererkannt wird? Zugehörig zu einer Gruppe? Wäre dann nicht auch Heimat, dort wo man seine Freunde hat, seine selbst gewählte Gruppe?
Vielleicht ist Heimat dort, wo die Erinnerungen liegen. Das wäre dann mein Elternhaus. Und für meine Eltern wäre es ein mythisch verzerrtes Schlesien, welches längst nur noch in den Erzählungen existiert. Mit jeder alten Tante, Onkel, Großkusine stirbt ein weiterer Teil davon mit.
Dorothy war gar nicht gern daheim, schließlich wollte man in dieser Heimat ihren Hund Toto töten. Im Zauberland hingegen fand sie Freunde, fand Vertrauen zu sich selbst. Und wollte doch zurück, denn erst in der Fremde hatte sie ihren Platz in der Welt erkannt. Das Zuhause der Familie, als der Ort an den sie gehört, an dem ihre Vergangenheit verankert ist. Ist Heimat also nicht dort, wo man selbst ist? Heimat wäre dann ein „in sich selbst sein“. „There is no place like home“ heißt es bei Dorothy. Vielleicht muss es aber heißen: „There is no place, no home, but me!“