Keine 10 Minuten mit dem Fahrrad ist man von der Innenstadt entlang des Mains unterwegs, schon ist man an der Niederräder Maininsel. Eigentlich heißt es „Licht- und Luftbad“, welches es schon seit über 100 Jahren auf der lang gestreckten Halbinsel im Main zwischen der Friedensbrücke und Niederrad gibt. Schön daran ist, hier ist es ruhig. Man hat Platz und tritt sich nicht auf die Füße. Anders als am Mainufer in der Innenstadt. Es gibt einen neugebauten Imbiss und es stehen mehrere Tische und Bänke herum. Oder man sucht sich einen schattigen Platz, wo man die eigene Picknickdecke ausbreiten kann.
Nicht immer war die Geschichte ebenso idyllisch wie der Ort: Das Licht- und Luftbad Niederrad war das letzte öffentliche Bad in dem vom 2. April 1936 bis zum Ende der Badesaison 1938 jüdische Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt am Main noch baden gehen durften. Für die NSDAP wurde schnell der Begriff „Judenbad“ gebräuchlich. Ab Ende 1938 war jüdischen Kindern, Frauen und Männern das Baden in Frankfurt gänzlich verboten und 1939 wurde das Licht- und Luftbad von der SA übernommen.
Während die Besucher bei der Eröffnung des Licht- und Luftbades im Jahre 1900 noch unbesorgt im Main schwimmen konnten, begnügen sich die meisten heute mit einem Sonnenbad auf der großen Liegewiese, treffen sich abends zum Grillen oder toben mit ihren Kindern auf dem Spielplatz. Vielleicht gibt es auch den einen oder anderen, der auch heute dort noch schwimmen geht. Geglaubt hätte ich es nicht, doch wenn man es dann mit eigenen Augen sieht…
Und steht man auf der Brücke, die vom Ufer zur Insel führt und guckt auf den verwilderten Seitenarm, mit den dort vertauten, nicht minder zugewucherten Booten, so glaubt man kaum, dass man noch in Frankfurt ist. Fast wie Urlaub.