Susan Sontags Tagebücher

Susan Sontag hat Tagebuch geschrieben. Über Jahre hinweg, in unterschiedlicher Form. Schon letztes Jahr im September berichtete die FAZ darüber. Es wurde erwähnt, dass das Sonntagsmagazin der New York Times sechs Seiten veröffentlicht habe, verlinkt wurden diese jedoch nicht. Den Link dazu fand ich in einem Artikel des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels vom Januar 2007, in dem ebenso wie im FAZ-Text berichtet wurde, dass die Tagebücher veröffentlicht werden sollen (bis spätestens 2009 vom Verlag Farrar, Straus & Giroux).

Die von der New York Times veröffentlichten Tagebucheinträge stammen aus den 1950er und -60er Jahren. Die ausgewählten Textstellen bahandeln Sartre, Paris, Cocktailparties, Liebe und Sex, Reflexionen zu Kunst, dem Schreiben und auch zum Tagebuch an sich:

Superficial to understand the journal as just a receptacle for one’s private, secret thoughts — like a confidante who is deaf, dumb and illiterate. In the journal I do not just express myself more openly than I could to any person; I create myself. The journal is a vehicle for my sense of selfhood. It represents me as emotionally and spiritually independent. Therefore (alas) it does not simply record my actual, daily life but rather — in many cases — offers an alternative to it.

Sie schreibt weiterhin, dass Sie unbemerkt das Tagebuch von H. gelesen hätte, die dort offenbarte, Susan wohl nicht zu mögen, dass ihre Beziehung aber akzeptabel und opportun sei. Darauf Sontag in ihrem eigenen Tagebuch:

Do I feel guilty about reading what was not intended for my eyes? No. One of the main (social) functions of a journal or diary is precisely to be read furtively by other people, the people (like parents + lovers) about whom one has been cruelly honest only in the journal. Will H. ever read this?

Doch wie komme ich gerade jetzt auf Susan Sontags Tagebuch? Zum einen weil gerade in Frieze einArtikel von Brian Dillon erschienen ist, der dort schreibt, wie man den Tagebucheinträgen Sontags ablesen könne, wie sie versucht habe – gleich Warhol – ihre Identität selbst zu gestalten („fashioning a persona“). Der andere Anlass ist ein Artikel im Tagesspiegel, der von Annie Leibovitz’ Fotoband „A Photographer’s Life“ berichtet:

Ziemlich genau die fünfzehn Jahre, die sie mit Susan Sontag verbracht hat, umfasst der neue Bildband „A Photographer’s Life“, der alles in einem ist, Tagebuch, Werkschau, privates Fotoalbum, vor allem aber Erinnerung an die Ende Dezember 2004 verstorbene Freundin.

Links zum Thema:

Erstveröffentlichung auf http://tagwerke.twoday.net

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