Ein Anruf beim Deutschen Schiffahrtsmuseum und seine Folgen

In der Ausstellung wollen wir uns gerne den Vorformen, bzw. Traditionslinien von Blog und Tagebuch widmen und deswegen recherchieren wir derzeit – unter anderem – nach Logbüchern, also Schiffahrts-Bordbüchern. Zu diesem Zweck hatten wir einen Brief ans Deutsche Schiffahrtsmuseum nach Bremerhaven geschickt und gestern kam dann der ersehnte Anruf. Ja, sie haben Logbücher. Prinzipiell ausleihbar wären sie auch. Doch wie lang und welche, das gilt es nun zu besprechen, höchstwahrscheinlich ist auch ein Besuch vor Ort nötig, aber das hat Zeit bis zum Herbst.

Nach dem Anruf ergab sich nun für uns die Frage, seit wann genau gibt es denn Logbücher? Ich sprach ja mit einem Experten für das 19. Jahrhundert, der uns sagen konnte, dass es aus dieser Zeit Logbücher gäbe. Aber was war vorher? Wir pflegten bis gestern noch die Idee von Logbüchern, wie wir sie etwa von Christoph Kolumbus kennen. Doch diese Illusion hatte der Experte vom Schiffahrtsmuseum gleich zerstört, denn: Kolumbus, das waren Tagebücher, keine Logbücher. Logbücher haben eine genormte Form, werden verpflichtend geführt, jeweils von Mittag zu Mittag, mit Angabe, der durch das Log ermittelten Wegstrecke, zusätzlich noch mit weiteren Informationen zur Situation an Bord. Auf das Log komme ich noch ausführlicher zu sprechen.Zunächst erfolgte erstmal ein weiterer Anruf nach Bremerhaven mit der Bitte nachzuschauen, seit wann man von Logbüchern spreche. Vorläufiges Ergebnis – mit Vorbehalt, da der Kollege, welcher der Experte für die Frühe Neuzeit und Navigation ist, im Urlaub sei – war, dass in einem Deutschen Seefahrt-Wörterbuch stünde, das Logbuch sei Anfang des 19. Jahrhundert von einem britischen Seemann eingeführt worden. Während in einem englischen Nachschlagewerk schon ca. 1780 von Logbüchern berichtet werde. Das Ganze ist derzeit noch höchst ungenau und wird im August, wenn der Kollege zurückkommt, präzisiert.

Nach diesem Gespräch bin ich in unsere Museumsbibliothek gegangen und habe auch dort recherchiert. Hier habe ich einen herrlichen Fund gemacht: „Zur See“ , herausgegeben von Admiral von Henk und Marinemaler Niethe von ca. 1885. Ein wunderschöner Band, ein riesiges Format, man muss ihn mit zwei Händen packen, mit Goldschnitt, samt alten Stichen und Drucken. Es wird alles erklärt, was irgendwie zur Seefahrt gehört. Vom Logbuch finde ich leider nichts, aber „Das Log“ hat hier seinen Platz:

Das Log (Logg)
Das Log dient zum Messen der Geschwindigkeit eines Schiffes, mit der dasselbe durch das Wasser getrieben wird, d.h. zur Untersuchung, wie viel Seemeilen das Schiff in einer Stunde zurücklegen würde, wenn es mit der gleichen Geschwindigkeit, wie zur Zeit der Messung, weiter liefe.
Das gewöhnliche Log zeigt noch heute dieselbe Einrichtung, welche sein Erfinder, der Engländer Lock, ihm vor etwa 220 Jahren gegeben hat. Es besteht aus einer auf eine Rolle gewickelten dünnen Leine, der Logleine, von 5-6 mm Stärke und 200-250m Länge, an deren Endpunkt sich ein Kreissektor aus harten 6-8 mm dichten Holze, dem Logbrettchen oder Logschiffchen, befindet. […]“

das-log1
Das mit der Herkunft, durch einen Engländer namens Lock, ist mit Vorsicht zu genießen, aber das wird noch eine ganz eigene Geschichte. Die Herkunft des Wortes Logs wird mir noch einiges abverlangen.

Das „loggen“ selbst wird auch beschrieben:
„Zum loggen auf deutschen Kriegsschiffen sind drei Personen erforderlich: A hält die Logrolle horizontal, B bedient das Logglas und C veranlasst das Fahrtmessen d.h. das Abrollen und Wiedereinholen der Logleine.“
Loggen1

Nachtrag:
Auf Anraten unseres Sammlungsleiters habe ich beim National Maritime Museum in Greenwich nachgeforscht und dort gibt es – sogar fein für das Internet aufbereitete – Informationen zur Geschichte des Logbuchs:

Weitere Links zum Thema:

Die Sache mit dem Log – Teil 2
Die Sache mit dem Log – Teil 3

Erstveröffentlichung auf http://tagwerke.twoday.net

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